Corona – zweite Welle und jetzt?

Bezirkspartei FDP Frauen Kanton Zürich

Ein Gastbeitrag von Dr. Bettina Balmer, FDP Kantonsrätin Zürich

Mitte Oktober 2020 lauten die weltweiten Zahlen zu Corona wie folgt: fast 40 Millionen Personen haben eine Corona-Infektion, 27 Millionen davon sind genesen und etwas über 1 Million Patienten sind verstorben. Aktuell muss weltweit täglich mit fast 400’000 Neuansteckungen gerechnet werden, Tendenz insbesondere in der Schweiz stark steigend. Auch in Zürich sind die Zahlen nicht erfreulich. In unserem Kanton leben etwas mehr als 1.5 Millionen Menschen. Am 21.Oktober steckten sich im Kanton Zürich 989 Personen neu mit dem Coronavirus an, insgesamt haben bisher im Kanton Zürich 14’052 Personen ein positives Corona-Testresultat erhalten und sind 157 Personen an Corona verstorben, in der ganzen Schweiz sind es gegen 1900 an Corona verstorbene Patienten.

Auch wenn diese Zahlen besorgniserregend sind und Ängste schüren, so finde ich es falsch, deswegen in Panik und Hysterie zu geraten, gerade jetzt sind Disziplin und Durchhaltewillen gefragt. Wir müssen die einfachen, mittlerweile vielleicht etwas langweiligen Vorschriften des BAG wieder ganz konsequent befolgen: Vor allem Abstand, aber auch Händewaschen und das Lüften von Innenräumen sowie Tragen von Masken in Innenräumen sind wichtig. Bei zertifizierten Masken ist ein gewisser Nutzen vorhanden und aus meiner Sicht muss nun alles getan werden, um einen zweiten Lockdown zu verhindern, dazu zählt auch das schweizweite Maskentragen in Innenräumen. Einen zweiten Lockdown wollen und können wir uns nicht leisten. Die Wirtschaft muss funktionieren, die Schulen müssen ihre Bildungsangebote sicherstellen. Auch zwischenmenschliche Interaktionen sind wichtig und diese sind bezüglich einer Ansteckung nur dann risikobehaftet, wenn wir uns nicht an die Regeln des BAG halten. Dass Kontakte auch in Zeiten von Corona möglich sind, weiss ich als Ärztin, denn im Spital haben wir es immer wieder mit Patienten zu tun, die mit verschiedenen Keimen infiziert sind. Wir sind es gewohnt, uns zu schützen.

Auch darf man in der jetzigen Situation nicht vergessen, dass wir aus der ersten Corona-Pandemiewelle im März viel gelernt haben. Wir wissen nun deutlich mehr über das Virus. Die Wissenschaft arbeitet unter Hochdruck, Unis und Fachhochschulen haben sich zusammengeschlossen und arbeiten koordiniert an verschiedensten wissenschaftlichen Studien. Fast täglich werden neue und wichtige Resultate publiziert. An dieser Stelle verweise ich gerne auch nochmals auf die Tätigkeiten von Corona Immunitas, bei welcher ich den politischen Beirat präsidiere: www-corona-immunitas.ch.

Auf meine im März 2020 eingereichte Anfrage im Kantonsrat hat die Regierung unter anderem geantwortet, dass im Kanton Zürich normalerweise 194 Beatmungsgeräte zur Verfügung stehen, dass das Zürcher Gesundheitswesen aber bereits während der ersten Welle so flexibel war, dass innert kürzester Zeit die Anzahl der Beatmungsplätze auf 365 erhöht werden konnte. Das ist nicht nur eine eindrückliche Leistung unseres Gesundheitssystems, sondern auch beruhigend, wenn man bedenkt, dass am 21. Oktober im Kanton Zürich 8 Patienten wegen Corona beatmet wurden. Auch wenn Beatmungsplätze nicht nur für Corona-Patienten gebraucht werden, so kann ein grosser Teil der anderweitig gebrauchten Beatmungsplätze bis zu einem gewissen Grad rasch freigestellt werden, notfalls indem nicht dringliche Operationen und Behandlungen aufgeschoben werden. Ein weiterer interessanter Aspekt ergibt sich, wenn die Gesamtzahl der Spitalbetten in Relation zu COVID19-Hospitalisationen gestellt wird: im Kanton Zürich gibt es total 3950 Spitalbetten, davon sind aktuell 99 mit COVID19 Patienten belegt. Natürlich ist jeder Patient mit schwerem Krankheitsverlauf ein Patient zu viel. Aber es ist trotz Latenz im Krankheitsverlauf beruhigend zu sehen, dass Hospitalisationen und beatmete Patienten (noch) bewältigt werden können und das Gesundheitswesen insgesamt heute (noch lange) nicht am Anschlag ist.

Im Mai wollte ich anlässlich einer Anfrage von der Regierung wissen, ob die Spitalkapazitäten im Kanton Zürich aufgrund der Erfahrungen in den letzten Wochen und den wissenschaftlichen Erkenntnissen ausreichen. Die Regierung ortete höchstens beim Fachpersonal und beim Verbrauchsmaterial Engpässe, nicht aber bei den Spitalbetten. Aber auch beim Fachpersonal und Verbrauchsmaterial zeigte sich die Regierung zuversichtlich, zumal sie aufgrund der Pandemieplanung weitreichende Möglichkeiten hätte. Zudem hat auch der Sonderstab mittlerweile verschiedene Instrumente und Konzepte für die Bewältigung einer zweiten Welle ausgearbeitet. All dies und mehr kann in der Antwort des Zürcher Regierungsrats hier nachgelesen werden.

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass wir wegen der Coronapandemie (Stand Mitte Oktober) zwar wieder deutlich mehr gefordert sind als im Sommer, dass wir es alle aber auch zu einem grossen Teil selbst in der Hand haben, wie es weiter geht. Wir stehen heute an einem ganz anderen Ort als im März, wir wissen mehr und sind deutlich besser vorbereitet. Ich bin deshalb zuversichtlich, auch wenn ich an die kommenden Wintermonate denke. Er wird wohl kein normaler Winter werden, aber ich bin überzeugt: Gemeinsam schaffen wir es, uns der zweiten und vielleicht auch einer dritten Welle zu stellen. Wichtig ist, dass wir uns weder bei Tätigkeiten ausser Haus noch im häuslichen Umfeld unterkriegen lassen, unsere Motivation möglichst hochhalten und unser Umfeld damit positiv beeinflussen. Alles Gute und bleiben Sie gesund!

Dr. Bettina Balmer